Die entzündungshemmende Wirkung von Curcumin wird seit Jahren erforscht – allerdings selten im Rahmen klinischer Studien. Jetzt testeten Mediziner, inwiefern sich die Gabe von Curcumin vor operativen Eingriffen auf den Gesundheitszustand von Patienten auswirkt. Antwort: gar nicht.
Eine internationale Forschergruppe untersuchte, inwiefern die Gabe von Curcumin, Hauptinhaltsstoff der Gelbwurzel Kurkuma, Entzündungen und Komplikationen bei bestimmten operativen Eingriffen vorbeugen kann: Bei Patienten, die aufgrund eines Aortenaneurysmas einem chirurgischen Elektiveingriff unterzogen wurden, zeigte die orale Einnahme von Curcumin keine Vorteile.
Curcumin auf dem Prüfstand
In ihrer randomisierten kontrollierten Studie betonen die Autoren, dass es trotz wachsender Popularität von Curcumin in der Medizin nur wenige klinische Studien über seine gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen gibt. In Hinsicht auf den erwähnten chirurgischen Eingriff sagt Studienautor Dr. Amit Garg in einem Podcast der Canadian Medical Association: „Wir wollten herausfinden, ob man Curcumin als Maßnahme einsetzen kann, um die Sicherheit zu verbessern und das Risiko von Komplikationen zu reduzieren.“
In ihrer Arbeit erwähnen die Autoren eine vergangene Single-Center-Studie, in der Curcumin mit niedrigeren Biomarkern für Entzündungen nach koronaren Bypass-OPs assoziiert wurde. Diese Hypothese wollten sie prüfen. Dafür untersuchten sie 606 Patienten. Das Fazit: „In diesem bislang größten randomisierten Trial kam es bei einer perioperativen Gabe von Curcumin nicht zu weniger Komplikationen bei einer endovaskulären Behandlung des abdominellen Aortenaneurysmas“, fasst Garg zusammen.
Intensive 2-Tages-Kur
Das Studiendesign war folgendermaßen aufgebaut: Es handelte sich um Patienten in 10 kanadischen Kliniken, die im Zeitraum zwischen November 2011 und November 2014 für einen chirurgischen Eingriff des abdominellen Aortenaneurysmas (sowohl offen als auch endovaskulär) eingeplant worden waren. Das mittlere Alter der Versuchspersonen betrug 76 Jahre. Mindestens ein präoperativer Risikofaktor für chirurgische Komplikationen war bei jedem Patient gegeben (Diabetes mellitus, Alter über 70 Jahre oder erhöhte Serumkreatinin-Konzentration ab einem Wert von > 177 μmol/L bei Männern oder > 146 μmol/L bei Frauen).
Von den Studienteilnehmern erhielten 304 Personen Placebos. Die anderen 302 nahmen zwei Mal täglich 2.000 mg Curcumin ein (je 4 Kapseln à 500 mg), insgesamt also 4.000 mg (8 Kapseln) pro Tag. Am Morgen des Eingriffs nahmen die Patienten 2.000 mg ein. Während sie darauf warteten, in den OP bestellt zu werden, nahmen sie eine weitere Dosis von 2.000 mg ein und eine weitere Dosis sechs Stunden nach dem Eingriff. Die letzte Einnahme erfolgte am Morgen nach der Behandlung.
Gemessen wurden die Mittelwerte von vier unterschiedlichen Biomarkern im Blut der Patienten, die Verletzungen und Entzündungen im Körper anzeigen:
- postoperativ im Urin vorhandenes Interleukin-18 (Il-18)
- perioperativ ansteigendes Serumkreatinin
- N-Terminus des B-type natriuretischen Peptids (BNP) im Plasma
- Hochsensitivität des C-reaktiven Proteins (CRP) im Plasma
Ernüchternde Ergebnisse
Den Angaben der Forschergruppe zufolge veränderten sich die gemessenen Werte in Urin und Plasma zwar nach dem Eingriff. Ob die Patienten Curcumin eingenommen hatten oder nicht, machte allerdings kaum einen Unterschied. Weder Curcumin noch Placebos beeinträchtigten einen der vier Biomarker in signifikanter Weise (p > 0.05). Interessant ist auch ein sekundärer Endpunkt der Studie: Das Risiko für akute Nierenschäden war bei einer Einnahme von Curcumin höher als bei einer Einnahme von Placebos (17 % v. 10 %, p = 0.01), zwischen den Testgruppen gab es aber keine Unterschiede in Hinsicht auf die Dauer der Klinikaufenthalte (5 v. 5 Tage, p > 0.9) oder was das Risiko klinischer Ereignisse (9 % v. 9 %, p = 0.9) betrifft.
Ein Auszug der Doc Check vom 28.10.2018